- Silke Beata Stohmann
Fuck off oder warum man als Existenzgründer scheitern darf ...
Fuck off oder wieso man als Existenzgründer auch scheitern darf, um anschließend gestärkt aus der Niederlage durchzustarten.
Wer kennt das als Existenzgründer nicht, das Gefühl, schaffe ich das was ich mir vorgenommen habe? ist meine Geschäftsidee überhaupt tragfähig? Kann ich davon leben, meine Familie versorgen? Ist meine selbstständige Tätigkeit - egal ob Dienstleistung oder Produkt - überhaupt auf dem Markt gefragt? Hierzu kommen dann noch die Fragen nach Existenzgründerförderung oder wie finanziere ich meine Gründung? Gehen wir mal davon aus, dass alles hätten Sie vorher geklärt und Sie sind sich sicher, dass Sie alles geregelt haben.
Dann kommt der Tag der Tage, in der Regel mit dem Tag der Gewerbeanmeldung.
Also der Sprung vom 10 Meter Brett, ohne vorher einmal über den Rand des Sprungturmes geschaut zu haben. Mit Anlauf zum Sprung bereit. Und dann mitten im Sprung stellen Sie fest, dass Sie sich vorher nicht vergewissert haben, ob überhaupt Wasser im Schwimmbecken ist. Den Rest können wir uns alle denken……
Existenzgründung gescheitert.

Eine Katastrophe für Sie persönlich, ein Scheitern, das nicht geplant war.
Nun gibt es leider in Deutschland keine Scheitern Kultur, anders als in anderen Ländern, in denen man durchaus scheitern kann und darf, denn hier zählt es nur wieder aufzustehen und weiterzumachen. Das fehlt in Deutschland in vielen Fällen. Da kommen stattdessen alle, die vorher gesagt haben „lass die Finger davon“ und wollen jetzt auch noch in Ihrer Meinung von Ihnen bestätigt werden.
Ein gutes Beispiel hierfür ist Christian Lindner, Parteivorsitzender der FDP. Jetzt nach der Bundestagwahl wollen alle mit Ihm sprechen. Was aber die wenigsten wissen, Herr Lindner ist als Existenzgründer bereits einmal gescheitert. Hierzu steht er und erklärt, dass er viel aus diesem Scheitern gelernt hat. Und das sollten Sie auch! Vielleicht war Ihre Geschäftsidee super gut, aber das Marketing war vielleicht schlecht oder Sie haben Ihre Zielgruppe als Existenzgründer falsch eingeschätzt. Dann gilt es, dieses genau zu analysieren, um die Fehler zu suchen und zu finden. Zu wenig Finanzierungsmittel? Oder einfach falsch kalkuliert? Es gibt viele Gründe zu scheitern - aber noch mehr Gründe nicht aufzugeben.
Als Ich vor mehr als 30 Jahren mein erstes Unternehmen gegründet habe, gab es keine Hilfe wie heute z.B. ein Gründercoaching über einen AVGS oder gar den Existenzgründerzuschuss. Da war es tatsächlich ein Sprung vom 10 Meter Brett! Wenn ich heute auf meinen damaligen Businessplan schaue sowie auf die Rentabilitäts- und Liquiditätsberechnung hierzu - muss ich selbst lachen. Damit würde ich heute keine Zitrone mehr bekommen. Ich selbst war von meinem Erfolg überzeugt, aber es hat über 5 Jahre gedauert, bis sich der erhoffte Erfolg zeigte. Zwischendurch habe ich als junger Familienvater von 2 Kindern alles Mögliche versucht, die Familie über Wasser zu halten. Ich fuhr LKW und Bus, arbeitete auf dem Hamburger Großmarkt, habe an der Nordsee Ferienhäuser und -wohnungen als Reinigungskraft sauber gehalten, aber ich habe immer meine Geschäftsidee weitergefolgt, habe sehr interessante Leute kennengelernt und vieles aus diesen Gesprächen mitgenommen. Heute kann ich sagen, ja - es war eine verdammt harte Zeit, aber es hat sich gelohnt.
Wenn ich heute selbst mit meinem Team Existenzgründer coache, muss ich oft an diese Zeit zurückdenken und wir alle versuchen dann gemeinsam, dem Existenzgründer diese Erfahrung zu ersparen. Wir geben nicht nur Fachwissen, sondern auch unsere eigenen Erfahrungen weiter und das macht eine Menge Spaß. Daher kann ich sagen, wir sind Überzeugungstäter und wissen genau wie sich ein Scheitern anfüllt.
Also nicht unterkriegen lassen und wenn es mal nicht läuft - ruft uns einfach an. Es gibt immer eine Lösung - auch wenn es mal nicht so läuft wie geplant.
(Autor: Bernhard Rößler)